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Thema: André Aciman - Ruf mich bei deinem Namen So Aug 31, 2014 2:57 pm
André Aciman RUF MICH BEI DEINEM NAMEN
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Völlig überraschend trifft Elio seine erste große Liebe: Der harvard-Absolvent Oliver ist für sechs Wochen bei Elios Familie an der italienischen Riviera zu Gast, wo er ein Buch abschließen will. Oliver ist alles, was Elio will, vom ersten Moment an. Die Zuneigung ist gegenseitig, doch Schüchternheit und Unsicherheit veranlassen beide zur Zurückhaltung. Ein fast unerträgliches Spiel von Verführung und Zurückweisung beginnt. In einem kurzen sommer zwischen Obsession und Angst, Verlangen und Verzweiflung suchen zwei Menschen nach dem Augenblick der absoluten Erfüllung.
rabea Trahyner forever
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Thema: Re: André Aciman - Ruf mich bei deinem Namen Do Sep 04, 2014 9:35 pm
Na ja, was soll ich sagen... Diesen homoerotischen Roman des verheirateten, angeblichen Hetero-Mannes André Aciman nenne ich jetzt einfach mal etwas boshaft das "Intellektuellen-Buch". Und auch wenn ich Bücher mit Tiefgang ansich sehr schätze, ist dieses Werk mit seiner reichlich übertriebenen Sprache alles andere als einfach zu lesen. Ja, und obwohl sich die Kritiker mit ihren Lobeshymnen geradezu überschlagen, habe ich mich verdammt schwer getan, Acimans hochtrabende Ergüsse (teilweise wortwörtlich gemeint...) nachzuvollziehen. Über lange Strecken waren die Gedanken und Gefühle des 17-jährigen Ich-Erzählers Elio so wirr, pathetisch und langatmig, dass ich die eigentliche Leidenschaft, die dieser zu dem sieben Jahre älteren Studenten Oliver entwickelt, kaum mehr nachvollziehbar fand. Klar gab es nach unzähligen, langweiligen Landschaftsbeschreibungen und hochtrabenden Rundumschlägen in Sachen Heraklit, Brahms Händel-Variationen, Haydns Oratorium und Dichtungen von Shelley, Dante oder Celan auch erotische Szenen zwischen den beiden. Unter anderem auch mehrere angedeutete Situationen, wo ich nur dachte: "Wow, für einen Hetero-Mann haben Sie ja ganz schön versaute Schwulen-Phantasien, Herr Aciman!" Aber trotzallem ist bei mir der Funke nicht übergesprungen. Ich kann also beim besten Willen nicht in die Lobpreisungen über diesen mega-intellektuell geschriebenen Roman mit einstimmen, denn die teilweise unerträglich schwülstigen Gedankengänge wirkten absolut unpassend und peinlich für zwei junge Männer, die im Endeffekt doch einfach nur geil aufeinander sind. Ich unterstelle André Aciman, dass er seine eigenen, unausgelebten Sehnsüchte auf Elio und Oliver projiziert hat und als Dozent für Vergleichende Literaturwissenschaft mal raushängen lassen wollte, wie hochtrabend und gebildet er schreiben kann.